FASZINIERENDES MYANMAR

Myanmar ist eines der faszinierendsten, mystischsten und beeindruckendsten Länder dieser Welt. Aufgrund seiner turbulenten Geschichte ist es aber auch immer noch eines der ärmsten Länder Südostasiens.

In Deutschland ist Myanmar eher bekannt unter dem Namen Burma oder Birma. Es ist ein Land von auffallender Schönheit. Der Wechsel von Primärbewaldung, Sumpfgebieten, Hochlandebenen mit Erhebungen bis fast 6000 Metern oder die abgesunkene Gebirgslandschaft vor der malaiischen Halbinsel mit 800 noch unberührten Inseln prägen die Landschaft Myanmars.

Myanmar ist ein Vielvölkerstaat mit ca. 135 Ethnien und bietet eine Fülle an kulturellen Eigenheiten, landschaftlichen Schönheiten oder architektonischen Errungenschaften.

Im Folgenden geben wir Ihnen einen kleinen, aber markanten Ausschnitt all dessen wieder. Wohlwissend, dass ein Land, seine Besonderheiten wie die Verschiedenartigkeit der Menschen nie in seiner Gänze dargestellt werden können. In Anlehnung an unser Engagement gehen wir am Ende der Seite auf das Bildungssystem Myanmars ein.

Gastfreundschaft und Religionen

Myanmar hat eine tief verwurzelte Kultur der Gastfreundschaft und Offenheit – die meisten Menschen, die Myanmar besuchen, sind beeindruckt von der herzlichen, gastfreundlichen und hilfsbereiten Art der Einheimischen. In kaum einem anderen Land in Südostasien ist der Buddhismus so tief verwurzelt wie in Myanmar und Religion spielt eine wichtige und tragende Rolle. Mönche und Nonnen, von denen es Hunderttausende gibt, nehmen einen verehrten Platz in der Gesellschaft ein und es gibt unzählige Pagoden und Klöster im ganzen Land.

Für viele Besucher am beeindruckendsten ist sicherlich die Shwedagon Pagode in Yangon. Sie gilt als Wahrzeichen des Landes und ihre vergoldeten Stupa überragt die Hauptstadt majestätisch.

Außerhalb der Zentralmyanmars, insbesondere in Teilen der Kachin-, Karen- und Chin-Staaten, wird das Christentum praktiziert. Amerikanische Missionare spielten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eine große Rolle bei der Bekehrung ehemals animistischer Einheimischer, und Elemente des Animismus sind nach wie vor Teil dieser Kulturen. Auch der Islam und Hinduismus sind fester Bestandteil der myanmarischen Gesellschaft. Vor allem in Yangon kann man die kulturelle Vielfalt des Landes bestaunen – reihen sich hier doch Kirchen, Tempel und Pagoden aneinander.

Teehäuser

Das bunte Treiben in den Teehäusern gehört zum Straßenbild Myanmars wie die unzähligen Pagoden. Die Gäste sitzen auf kleinen bunten Stühlen, Kellner rufen die Bestellungen der Gäste direkt in die Küche und wer eine Bestellung aufgeben oder bezahlen will, macht mit einem kussartigen Schmatzen auf sich aufmerksam. Tee ist das Nationalgetränk Myanmars und grüner Tee wird in Restaurants und Cafés zu jeder Tageszeit gratis serviert.

Unaufgefordert werden Snacks angeboten, man bezahlt aber nur das, was man verzehrt. Tea-Shops sind besonders morgens sehr belebt. Man trifft kurz den Nachbarn, erhält die neusten Nachrichten und beginnt seinen Tag wie selbstverständlich mit einem grünen Tee. Ähnlich wie der Italiener seinen Espresso in der Eckkneipe zu sich nimmt und Franzosen eben mal kurz im Bistro vorbeischauen, haben die Teehäuser eine besondere soziale Funktion.

Die Burmesen lieben Fußball und Lethwei (burmesisches Boxen). Und so ist es nur zu verständlich, dass sich irgendwo in jedem Teehaus ein Fernseher befindet und eine Sportsendung läuft.

Thanaka

Eines der auffälligsten Merkmale der Kultur Myanmars ist die Thanka-Gesichtsbemalung. Viele Burmesinnen tragen diese Art Make-up. Es ist eine weißgelbliche Paste und wird zum Teil flächendeckend im Gesicht aufgetragen. Thanaka is das Schönheitsrezept vieler älterer und jüngerer Burmesinnen – verspricht seine Anwendung doch eine strahlende Haut und Schutz vor der UV-Strahlung. Auf Märkten kann man die Paste als fertiges Produkt erwerben oder man kauft Stücke des indischen Holzapfelbaums, verreibt deren Rinde mit Wasser und rührt sich seine Paste selber an

Die schwimmenden Gärten des Inle-Sees

Eine weitere Besonderheit Myanmars sind die sogenannten schwimmenden Gärten auf dem Inle See. Das sind Beete, die aus Schlick und dem Wurzelwerk der üppig wachsenden Wasserhyazinthen gebaut werden und auf dem See schwimmen. Bambusstangen, die im Boden verankert sind, halten sie an Ort und Stelle. Angebaut werden auf diesen Beeten vor allem Tomaten. Der Großteil der Ernte wird in der Hauptstadt Yangon geliefert!

Die masslose Überdüngung wie intensive Verwendung von Pestiziden in den zurückliegenden Jahren hat zu einer zunehmenden Verschlechterung der Wasserqualität geführt. Deshalb wurde 2019 ein Bildungszentrum errichtet, um nachhaltigen Tomatenanbau zu lehren.

Der Inle-See ist mit einer Länge von 22 Kilometern und einer Breite von elf Kilometern der zweitgrößte See des Landes. Er befindet sich in 900 Metern Höhe und ist umgeben von der traumhaften Kulisse der Shanberge.

Die Intha, auch Einbeinruderer genannt, leben schon seit Jahrhunderten an den Ufern des Sees. Sie sind berühmt für ihre Fangtechnik: Auf einem Bein stehend, navigieren sie ihr Boot geschickt über den Inle-See.

Wer heute an den Inle-See fährt, wird viele dieser Fischer sehen – allerdings nicht mehr als Fischer, sondern als Fotoobjekt für Touristen. Denn das beschert mittlerweile größere Einnahmen als die Fischerei! .

Die Gesichtstätowierungen der Chin-Frauen

Ähnlich wie die Thanaka-Bemalung vieler Frauen bilden die Tätowierungen der Chin-Frauen eine Besonderheit und entstammen einer jahrhundertalten Tradition. Die Hintergründe der Tätowierungen sind nicht wirklich geklärt.

Es gibt verschiedene Legenden, die die schmerzhafte Prozedur begründen. Ein Erklärungsansatz ist, dass die Gesichter der 7-9 Jahre jungen Mädchen des Chin-Volkes tätowiert wurden, um die Mädchen vor Entführungen durch andere Stämme zu schützen.

Einer anderen Legende nach, dienten die verschiedenen Motive dazu, die Zugehörigkeit zum jeweiligen Chin-Stamm zu kennzeichnen. Der Schutz vor bösen Geistern ist ebenfalls eine nachvollziehbare Begründung für die Tätowierungen.

 
 

Die Tempelstadt Bagan

Bagan war früher die Hauptstadt eines Königreichs, das etwa die Ausmaße des heutigen Staatsgebietes von Myanmar hatte. Zwischen 900 – 1300 zählte Bagan zu einer der größten Städte des Mittelalters und war etwa 15-mal größer als das damalige London.

Heute gehört Bagan zu den größten archäologischen Sensationen Asiens und ist vergleichbar mit Angkor Wat in Kambodscha. Über eine riesige Steppenlandschaft verteilt reihen sich unzählige Tempel aneinander, beindruckende Bauwerke, deren Magie sich niemand zu entziehen vermag.

Man kann Tage damit verbringen, auf dem Gelände umherzustreifen und immer wieder Neues zu entdecken. Ein Aufenthalt hier lässt die Zeit stillstehen und wer Bangan einmal besuchen durfte, wird sie ewig in Erinnerung behalten.

Das Bildungssystem in Myanmar

Das heutige Bildungssystem Myanmars ist vergleichbar mit dem vieler westlicher Staaten. 
Kinder besuchen im Alter von sechs bis zehn Jahren eine Grundschule und anschließend eine Mittelschule. Der offizielle Schulbesuch endet mit 14 Jahren.
Es besteht eine Schulpflicht bis zur 5. Klasse, die zumeist an staatlichen Schulen oder Klosterschulen abgeleistet wird. Ihr Besuch ist kostenlos.
Ein Oberschulbesuch wird mit dem 19. Lebensjahr beendet. Der erfolgreiche Abschluss einer Oberschule berechtigt zum Studium an einer Universität.
 

Studieren

 Studieren darf in Myanmar nur, wer ein Matrikulationsexamen besteht. Das sind zurzeit etwa 40% pro Jahr. Im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern schließt das Bildungssystem Myanmars immer noch schlecht ab, aber die Reformbemühungen sind spürbar und die Qualität der Bildungseinrichtungen steigt stetig. Verglichen mit anderen Ländern sind die Universitätskosten in Myanmar erfreulicherweise niedrig. Trotzdem stellt studieren für viele junge Menschen eine unüberwindbare Hürde dar.
 
Verantwortlich dafür sind die hohen Lebensunterhaltungskosten in den Städten. Wer nicht auf einen Verwandten in der jeweiligen Stadt zurückgreifen kann, hat trotz gutem Schulabschluss kaum eine Chance zu studieren. Vor allem für begabte junge Menschen aus den abgelegenen Regionen Myanmars bietet sich so keine Möglichkeit, ihr Potential voll zu entfalten und sich in den Dienst und die Entwicklung ihres Landes zu stellen. Zumal es auch so gut wie keine staatlichen Unterstützungs- oder Förderprogramme gibt.
 
 Und genau hier setzt Colours of Life e.V. an – Menschen Chancen geben und Perspektiven schenken!

Bildung hatte in Myanmar traditionell schon immer einen gesellschaftlich hohen Stellenwert.
Das erklärt sich unter anderem durch den buddhistischen Glauben. Dieser sah Ignoranz als eine der Hauptursache für das Leiden der Menschen an. Wissen und Kenntnisse der buddhistischen Texte hingegen war eine Bedingung für die angestrebte Wiedergeburt. Das Erlangen von Wissen war damals zwar auf das Studium buddhistischer Texte ausgerichtet, trotzdem waren damit Lesen und Schreiben fester Teil der kindlichen Früherziehung. Diese Aufgabe übernahmen vielerorts Klosterschulen und unterrichteten die Kinder kostenlos.

Im Laufe der Kolonialzeit wurden im ganzen Land säkulare Schulen errichtet. Ihr Ziel war die Vermittlung der englischen Sprache und Wissen wie Buchhaltung und Geographie. Dahinter stand als Ziel, Menschen auszubilden, die die Aufgaben des kolonialen Verwaltungsapparates ausführen konnten. Die Briten versuchten zunächst, das monastische Schulsystem mit zu benutzen. Das scheiterte aber am Widerstand der Mönche und so wurden um 1870 erste säkulare Schulen eröffnet. Und mit der Erlaubnis des damaligen Königs durften schon Anfang des 19. Jahrhunderts christliche Missionsschulen im gesamten Land errichtet werden. Das ist der Grund, dass heute vor allem in den entlegeneren ländlichen Grenzregionen Myanmars noch christliche Glaubensgemeinschaften existieren.

Nach der Unabhängigkeit Myanmars 1948 folgte eine kurze Phase einer parlamentarischen Demokratie. 1962 wurde sie durch einen Militärputsch abgelöst und die darauffolgende Militärdiktatur regierte das Land jahrzehntelang nach sozialistischen Leitsätzen.

Das hatte auch Auswirkungen auf das Bildungssystem. In den 1960er Jahren wurden alle privaten Schulen und Universitäten verstaatlicht und unter zentralistische Kontrolle gestellt. Zwar erhielt die Förderung der Bildung von staatlicher Seite eine hohe Priorität, sie bezog sich jedoch nur auf die primäre Bildung. Der Fortschritt beim Zugang zur Grundschulbildung für alle sowie die Reduzierung der Analphabetenrate fanden sogar international Anerkennung: Die UNESCO verlieh der Regierung 1972 den von der iranischen Regierung gestifteten Mohammed Reza Pahlavi Preis. Doch nach Unabhängigkeit strebende und politisch aktive Studierende waren der Regierung ein Dorn im Auge. Und so wurden 1988 als Folge des blutig niedergeschlagen regierungskritischen Studentenaufstandes Universitäten für Jahre geschlossen. Führende Intellektuelle sperrt man in Gefängnisse oder zwang sie das Land verlassen. Zusätzlich schottete sich das Land jahrelang von der Außenwelt ab. Als Auswung dieser Abschottung gab es kaum noch muttersprachliche EnglischlehrerInnen und das gelehrte Niveau der Sprache sank stark.

Mit der graduellen politischen und wirtschaftlichen Öffnung Myanmars seit 2011 werden nun dringend notwendige Bildungsreformen angegangen und Finanzierungslücken geschlossen. In den Jahren 2011 bis 2016 stiegen die öffentlichen Ausgaben für das Bildungssystem um 316%. „Building a modern developed nation through education“ zu Deutsch „Mit Bildung zu einer modernen, entwickelten Gesellschaft“ ist eine der Leitsätze der jetzigen Regierung. Aktuell befindet sich das Bildungssystem Myanmars im Umbruch. Im ersten Nationalen Strategieplan für Bildung (2016-2021) hat die burmesische Regierung neun Bereiche identifiziert, die Sie langfristig verändern möchte. Einer der Kernpunkte ist die Erhöhung der Schuljahre von 11 auf 12. Mit dieser Maßnahme strebt die Regierung eine Angleichung an internationale Standards an. Gleichzeitig wird es damit für myanmarische junge Erwachsene leichter, sich für ein Studium im Ausland zu bewerben. Am zweiten Strategieplan (2021-2026) wird aktuell gearbeitet, er soll Anfang 2021 vorgestellt werden.

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